Huy

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Die Stadt der vier Wunder

Das kleine Huy an der Maas hat eine große Vergangenheit – und die entdeckt man am besten bei einer Fahrt auf dem Fluss und einem anschließenden Bummel durch die alten Gassen. Ausklingen lassen kann man den Tag dann später in einer der Brasserien auf der Grande Place.

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Auf den Fluss, sagt Anne Javaux: Man müsse unbedingt auf den Fluss. Am besten als allererstes, gleich nach der Ankunft. Man habe eine andere Perspektive von dort, meint die Stadtführerin, man sehe die Dinge aus einem anderen Winkel. Stiller sei es, zeitloser. Und sowieso sei Huy ohne die Maas völlig undenkbar. Der Fluss habe die Stadt von Beginn an geprägt, sie sei ihre Lebensader. „Tochter der Maas“, sage man über Huy. Das sei schon im Mittelalter so gewesen, als die Stadt ein Handelszentrum war. „Vor allem der Woll- und Tuchhandel hat Huy damals wohlhabend gemacht. Die Waren wurden auf dem Wasserweg an- und abtransportiert.“ 

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Auf den Fluss also, auf die Maas, und dann gemächlich vorbei an der Stadt mit ihren mächtigen Mauern. Huy ist nicht groß, 21.000 Menschen leben hier, die meisten in der historischen Altstadt mit ihren großen Plätzen und den engen Gassen. Der Übergang von Stadt zu Natur erfolgt auf dem Fluss dann auch beinahe abrupt, gerade noch fuhr das Ausflugsschiff an den hohen Mauern der gewaltigen Zitadelle „Li Tchestia“ vorbei, jetzt sind da plötzlich Wiesen und viel Wald (die Festung aus dem frühen 19. Jahrhundert wurde von den Nationalsozialisten als Internierungslager genutzt und ist mit ihrem „Museum des Widerstands und der Konzentrationslager“ heute ein Ort der Erinnerung). Auf der anderen Seite der Stadt wird übrigens Wein angebaut, auch schon seit dem Mittelalter. Die steilen Hügel mit den Rebstöcken sieht man dann auf der Rückfahrt, wenn man unter Li Pontia durchgefahren ist – so nennen die Hutois die König-Balduin-Brücke.

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Vom Boot geht es dann am besten gleich in die Kirche: Die Collégiale Notre-Dame de Huy steht nur ein paar Schritte vom Anleger entfernt und ist eines der Schmuckstücke der Stadt. Bereits im frühen 4. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle ein dem heiligen Maternus geweihtes Heiligtum; der Grundstein für die heutige Stiftskirche wurde 1315 gelegt. Man müsse da mal einen Moment drüber nachdenken, meint Anne Javaux, das sei jetzt über siebenhundert Jahre her. „Und in all dieser Zeit ist die Kirche niemals zerstört oder auch nur beschädigt worden. Kein Krieg, keine Revolution, kein Aufstand hat ihr etwas anhaben können.“ Lediglich zwei Fenster zerbrachen bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg. Die berühmte und wunderschöne Rosette hoch oben im Westturm von Notre-Dame blieb damals unbeschädigt. Die Hutois nennen sie übrigens Li Rondia. 

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Auch weiter unten ist Huys berühmteste Kirche sehenswert: Dort wird in der romanischen Krypta der Kirchenschatz verwahrt. Hier stehen unter anderem vier Reliquienschreine, Meisterstücke maasländischer Goldschmiedekunst des 12. und 13. Jahrhunderts. Überhaupt war diese Zeit so etwas wie die Goldene Epoche der Stadt, damals entstanden Bauten wie das Kloster der Frère mineurs (beherbergt heute das Stadtmuseum) und das Kloster Couvent des Croisiers, von dem man heute nur noch das – wesentlich jüngere – Portal sehen kann. Auch die Überreste der mittelalterlichen Stadtmauer an der Rue des Remparts stammen aus dieser Zeit. Aber dann ist man ja sowieso schon mitten in den Gassen des alten Huy, in denen man sich locker eine oder zwei Stunden verlieren kann oder auch drei. Zwischen der Rue de la Cloche und dem dem Place St-Séverin gibt es viele kleine, inhabergeführte Läden. Wenn man zwischendrin mal ausruhen möchte, findet man immer irgendwo ein kleines Café oder eine gemütliche Bar. 

Verlaufen kann man sich übrigens nicht: Am Ende führen alle Wege auf den Grande Place, einen dieser typisch belgischen Stadtplätze, bei denen einem erst einmal immer ein bisschen die Luft wegbleibt, weil sie sich so plötzlich vor einem öffnen, wenn man aus einer schmalen Gasse hinaustritt. Die Grande Place ist das Herz der Stadt und rund ums Jahr Treffpunkt der Hutois. Und der Brunnen in der Mitte? Ist der berühmte Li Bassinia, bekannt als eines der „vier Wunder von Huy“. Die anderen drei hat man ja schon gesehen – Li Pontia, Li Rondia und Li Tchestia.   

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