Escapardenne Trail

Fotonachweis: Gregor Lengler
Zelten und Wandern in den Ardennen

Der Escapardenne Trail in den belgisch-luxemburgischen Ardennen zählt zu den schönsten Fernwanderwegen der Region, verzaubert immer wieder neu mit seiner frischen Natur und tollen Ausblicken. Bevor man einige der schönsten Etappen erkundet, gilt es bei diesem Ausflugspaket aber noch, ein kleines Abenteuer zu bestehen – eine Nacht im Zelt inmitten des tiefen Waldes.

Das Lagerfeuer knistert, Funken steigen auf, funkeln wie helle Glühwürmchen vorm Wald ringsherum, der nun schnell immer dunkler wird. Unser Guide Olivier Delmée hatte einen kleinen Nadelbaum in die Flammen geworfen, der jetzt erschreckend schnell von den Flammen aufgezehrt wird. Eben hat sich Olivier für den Rest der Nacht verabschiedet, er schläft zuhause in seinem Bett. Wir sind nun alleine mit unseren Zelten und Schlafsäcken und müssen aufpassen, dass das Feuer nicht ausgeht – schließlich ist es unsere einzige Wärmequelle, und es wird schon reichlich kalt und feucht abends zu dieser herbstlichen Jahreszeit. Schnell unter den Bäumen ringsum nach trockenen Zweigen gesucht, in der Glut gestochert, so glimmt unser Lagerfeuer bis spät in die Nacht.

Fotonachweis: Gregor Lengler
Fotonachweis: Anna Carneiro

Vor ein paar Stunden in der Abenddämmerung hatten wir den vereinbarten Treffpunkt erreicht, eine kleine Straßenkreuzung im Ardennenwald der belgischen Provinz Luxemburg rund 12 Kilometer nordöstlich des Städtchens Saint-Hubert, 5600 Einwohner klein und schon mal als „europäische Hauptstadt der Jagd und Natur“ geehrt. Auf dem Plan steht die Zeltübernachtung mitten im tiefen Grün und anderntags eine Wanderung über Teilstücke des Escapardenne Trails, das ist ein bekannter Fernwanderweg durch die belgisch-luxemburgischen Ardennen. Das ganze ist als Paket gebucht, inklusive Zelt und Proviant – Outdoor-Abenteuer light sozusagen.

Unser Guide Olivier ist per E-Bike samt Anhänger angereist, darauf transportiert er unsere Schlaf- und Rucksäcke von der Straßenkreuzung in den Wald hinein. Wir laufen in unseren Wanderschuhen hinterher, nach 15 Minuten ist von der Straße absolut nichts mehr zu hören. Dann wird das Camp auf einer Lichtung erreicht, hier steht schon alles bereit: Zwei hellblaue Zelte mit Isomatten, die Feuerstelle, eine große blaue Kühlbox voll mit Wasser, Bier, Fleischspießchen, Bratwürsten, Ratatouille, gekochten Kartoffeln und Karottensalat. Olivier, graue Haare, Stoppelbart, kräftiges Kinn und lustige Augen, entfacht das Feuer, wir setzen uns auf die großen Baumstämme drumherum.

Nachts werden die Geräusche des Waldes lauter, und es ist kalt

Bis das Feuer richtig hoch brennt, macht erstmal ein Aperitif die Runde: Le Maitrank, eine Mischung aus Wein, Waldmeister, Zimt und Orangen. Der Geschmack erinnert etwas an Weihnachten, und das im September. Egal, einfach lecker. Während die Würstchen brutzeln und das Bier geöffnet wird, erzählt Olivier Geschichten aus der Region und berichtet von seinen Gästen, dass oft Großeltern mit ihren Enkeln aus Belgiens Städten herkommen zum Beispiel. Dann sollten wir die Nacht im Wald ja wohl auch problemlos überstehen.

Fotonachweis: Gregor Lengler

Jetzt, wo Olivier weg ist, werden die Geräusche in der Dunkelheit ringsherum lauter. Irgendwo rauscht ein Bach, Äste knacken, der Wind scheint aufzufrischen und raschelt in den Ästen der Bäume. Wie kleine Feuerteufel hüpfen wir um die Flammen herum, auf dass sie noch bis tief in die Nacht brennen. Irgendwann wird das Feuer kleiner, bleibt aber heiß, schön zum dran Sitzen und einfach in die funkelnde Glut Gucken. Dann kriechen wir in unsere Zelte, nehmen den Geruch vom Rauch in der Kleidung mit. Der Schlaf ist unruhig, es wird nun richtig kalt. Kleine Tiere scheinen an der Außenwand zu kratzen, und war das ein Schuss dort hinten? Schließlich ist Jagdsaison, und normalerweise soll man um diese Jahreszeit auch die Brunft des Rotwilds im Wald hören – heute bleiben Rehe und Hirsch aber keusch. Das Lauteste in der Nacht ist der Reißverschluss vom Zelt, wenn mal jemand nachts ins Wald-WC muss.

Fotonachweis: Gregor Lengler
Fotonachweis: Gregor Lengler

Dann graut der taufrische Morgen, im Zelt ist es klamm und wir sind ziemlich steif und verschlafen. Beim Öffnen der Plane sehen wir den Zeltplatz nun zum ersten Mal bei Tageslicht. Olivier kommt angeradelt, weckt die letzten mit seiner Fahrradklingel auf. Flink packt er das Frühstück aus, es gibt Kaffee, Tee, Croissants und Schokohörnchen. Heißer Zitronen-Ingwer-Tee weckt die müden Geister, alle wirken zufrieden, die Nacht war nicht komfortabel, aber auch etwas Besonderes, erinnerte manchen an ferne Kindertage. Und gleich beginnt noch Teil zwei unseres Abstechers in die Natur, eine Wanderung über einige schöne Teilstücke des Escapardenne Trails.

Der Wanderweg durchquert den zauberhaften Naturpark Deux Ourthes

Diese zertifizierte Route durch die Ardennen in der belgisch-luxemburgischen Grenzregion ist insgesamt 158 Kilometer lang und führt durch dichte Wälder, vorbei an mächtigen Burgen und historischen Städtchen – ein Schlaraffenland für Outdoor-Fans. Man ist mit leichtem Gepäck unterwegs, Schlaf- und Rucksäcke werden vom Veranstalter transportiert. Es geht über einige besonders reizvolle Pfade der Etappen 4 und 5 der Fernroute zwischen Houffalize, Nadrin und La Roche-en-Ardenne, dank ausgezeichneter Beschilderung (weiße Welle auf blauem Grund) fällt die Orientierung leicht.

Unsere Wanderschuhe federn über weichen Waldboden, die Luft ist würzig und frisch. Hier und da stehen bunte Tafeln am Wegesrand, informieren über Eigenheit und Charakter der Landschaft. Ringsum erstreckt sich der zauberhafte Naturpark Deux Ourthes, geprägt durch die beiden Arme des Flüsschens Ourthe im Herzen der Ardennen, die beim Ort Hérou zusammenströmen und ihren Lauf zum hübschen Städtchen La Roche-en-Ardenne fortsetzen, mit engen Windungen, gesäumt von steilen Hängen und Wäldern, aus denen grandiose Felsen hervorragen.

Fotonachweis: Gregor Lengler

Wir wandern durch tiefe Laub- oder Nadelholzwälder, staunen über eine unglaublich reiche Flora und Fauna. Schwarzstorch, Rotmilan, Haselhuhn, Wachtelkönig & Co sind hier zuhause, am Wegesrand funkeln Moos- und Heidelbeeren, Moorlilien und geflecktes Knabenkraut. Ein Pausenstopp ist schöner als der andere, etwa am Aussichtspunkt Les Crestelles, einer grünen Wiese am Rand eines Plateaus: Man blickt weit hinunter ins bewaldete Tal, durch das sich die Ourthe schlängelt, in der Ferne kuschelt sich das Städtchen Maboge ins satte, hügelige Grün. Zauberhaft auch Les Ondes au Herou, ein schroffer Bergrücken mitten im Wald, wo im Sonnenlicht warme Steine als Picknickplatz einladen – kleine Eidechsen gucken vorbei, huschen schnell wieder fort.

Fotonachweis: Gregor Lengler

Malerisch ist es schließlich auch unten am Wasser, am Stausee von Nisramont zum Beispiel, wo die Ourthe Occidentale und die Ourthe Orientale zu einem Fluss zusammenkommen. Über das Werk führt eine Brücke, unten drunter rauscht das Wasser hindurch. Ein 13 Kilometer langer Rundweg führt um den See herum, es können auch Kajaks gemietet werden. Die Hänge ringsum sind bewaldet, wir atmen noch einmal tief durch, genießen die klare Luft. Und lassen die beiden Tage Revue passieren: Lagerfeuer, Übernachtung im Zelt, dann Wandern durch schönste Natur – wann hat man das letzte Mal so etwas erlebt?

www.trekaventure.com

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