Drei Kayakfahrer auf dem Obersauer Stausee, der sich an dieser Stelle fjordartig verengt. An den Ufern befinden sich viele Bäume.

Wassersport in Luxemburg

Fotonachweis: Thomas Linkel
Paddeln, Abtauchen, Natur-Genuss

Stille Wasser oder sprudelnde Wellen: An Mosel und Obersauer-Stausee ist reichlich Platz für Wassersport. Der kann mal ganz kontemplativ und mal rasant sein.

Wie eine satte Riesenschlange windet sich der in den 1950er-Jahren als Trinkwasser-Reservoir angelegte Stausee durch das schmale Tal, wirkt hier wie eine norwegische Landschaft, dort wie ein endloser kanadischer See. „Wer will, kann hier richtig Strecke machen“, erzählt Kanu-Guide Christoph: „Die Tour nach Pont Misère im Westen ist ein Tagesausflug, neun Kilometer in eine Richtung.“

Ob man sich dabei für ein Kajak oder ein Kanu entscheidet, ist eine Geschmacksfrage. Die beiden Bootstypen fahren sich jeweils anders, die Kajaks mit einem Doppelpaddel, die Kanus – oder Kanadier – mit einem Stechpaddel. Zu erlernen ist beides schnell, der See zudem ein ideales Übungsgewässer – auch, weil hier keine Motorboote unterwegs sind.

Der Obersauer Stausee aus der Luft betrachtet. An den Ufern befinden sich grüne Wiesen und Bäume. Fotonachweis: Thomas Linkel

Der Stausee liegt gut eine Autostunde nordwestlich von Luxemburg-Stadt und ist das größte Gewässer in 50 Kilometern Umkreis. An sonnigen Wochenenden werden lauschige Plätze an den grasigen Ufern und den Badestellen in Lultzhausen, Liefrange und Insenborn schnell rar. Beim Paddeln aber bekommt man davon nicht viel mit. Durch das regelmäßige Plitsch-Platsch, die Konzentration auf die gleichförmige Bewegung der Paddel sowie den Blick auf Wasser und Wellen stellt sich schon nach kurzer Zeit eine meditative Gelassenheit ein. „Was ich am Wassersport total klasse finde, sind diese Momente von Ruhe – vor allem, wenn man früh morgens startet: Du hast noch ein bisschen Nebel auf dem Wasser, die Sonne ist gerade aufgegangen“, erzählt Christoph.

Wer mit Kanu, Kajak oder einem SUP-Board auf dem See unterwegs ist, genießt auch eine weitere Freiheit: „Mit dem Boot komme ich an Plätze, die man zu Fuß oder mit dem Auto gar nicht erreichen kann – und kann mir den perfekten Picknick-Platz selbst aussuchen“.

Insgesamt befinden sich vier Kayak-Fahrer auf dem Wasser, aus der Perspektive des hinteren Kayak-Fahrers aufgenommen. Am Ufer befinden sich viele Bäume. Fotonachweis: Thomas Linkel

Fjordartig zieht sich der breite Seitenarm des Obersauer-Stausees über mehrere hundert Meter hin, mit jeder Windung verjüngt er sich und wird schließlich zu einem schmalen Bachlauf. Christoph kehrt mit seiner Gruppe um und legt bald eine erste Rast auf einem Felsen am Ufer ein. Der Kanu-Guide zaubert aus der wasserdichten Tonne einen Campingkocher, eine Espressokanne – und frische, duftende Croissants.

Eine Gruppe von drei Menschen machen eine Rast auf einem Felsen am Ufer des Stausees. Ihre Kayake liegen im Wasser.
Fotonachweis: Thomas Linkel
Kämpfende Krebse beim nächtlichen Tauchgang

Kurz darauf paddeln die Kanuten unter der hohen Brücke hindurch, die nach Lultzhausen und zur Jugendherberge führt, an der sie gestartet sind. Der Wind hat aufgefrischt und sorgt für Wellengang, doch die Boote liegen stabil im Wasser. Drei Stunden dauern die geführten Kanutouren. „Danach wissen die Teilnehmer, wie sie die Paddelschläge hinkriegen, wie sie das Boot gesteuert bekommen – sie sind dann in der Lage, sich autonom mit dem Boot zu bewegen“, meint Christoph.

Zurück an der Jugendherberge werden die Kajaks an Land gezogen. Am Ufer treffen Stéphane Eberling und sein Kumpel gerade die letzten Vorbereitungen für einen Tauchgang.

An der Jugendherberge gibt es auch eine Tauchschule, Stéphane ist einer der Lehrer dort. „Tauchen ist meine größte Passion“, sagt er und schwärmt von Nachttauchgängen im Stausee, bei denen er kämpfende Krebse beobachten konnte. Im Mittel ist der Stausee etwa 30 bis 35 Meter tief, höchstens aber 50 Meter – ein perfektes Revier für Anfänger, das aber auch für erfahrene Taucher nicht langweilig wird. „Wer hier tauchen kann, kann das auch am Mittelmeer“, meint Stéphane.

Geübt wird erst die Theorie, dann im Pool, bevor es in den See geht. „Beim ersten Tauchgang ist man ziemlich auf sich selbst konzentriert, aber man sieht auch schon viel. Fische etwa oder lustige Gimmicks; unter anderem wurden extra Gartenzwerge und Weihnachtsbäume versenkt.“

Die Jugendherberge in Lultzhausen am Obersauer Stausee. Fotonachweis: Thomas Linkel

Es dauert eine ganze Weile, bis Stéphane und sein „Tauchbuddy“ die Ausrüstung angelegt haben, zuletzt wuchten sie die Pressluftflaschen auf den Rücken. Rund 20 Kilo Gewicht wiegt die Montur. Gegenseitig kontrollieren die beiden Männer vor dem Tauchgang ihre Ausrüstung – funktioniert die Luftversorgung, der Druckmesser? Mit den Fingern formen sie das OK-Zeichen, waten ins Wasser und tauchen ein paar Meter vom Ufer entfernt ab. Eine knappe Minute später schießt die Boje aus dem Wasser – sie zeigt an, wo sich die Taucher gerade befinden.

Beim Tauchen ist man zwar nie allein, weil immer der Buddy dabei ist, und doch ganz bei sich: „Die Umgebungsgeräusche sind ausgeblendet, man hört nur das eigene Atmen und das Blubbern, das man erzeugt – und das war’s. Nach einem stressigen Tag kann man super abschalten“, sagt Stéphane.

Zwei Taucher in voller Taucher-Montur sind im Wasser und geben sich gegenseitig das "OK" Zeichen. Fotonachweis: Thomas Linkel
Kontemplation hier, Action dort

Der Stausee liegt eingebettet in die hügelige Waldlandschaft des Naturpark Obersauer, der sich beim Wandern oder mit dem Mountainbike erkunden lässt. Wassersport ist im Naturpark eine durchweg geruhsame Angelegenheit.

Funsport-Wasser-Aktive sind an der Mosel besser aufgehoben. Dort geht es mancherorts richtig temporeich zu. Bei Ehnen etwa. Hier lässt sich Glenn Birsens mit rund 35 Kilometern in der Stunde von einem Motorboot über den Fluss ziehen. Der Wakeboarder springt über die Wellen, die das Boot erzeugt. Dabei hält er sich an einer Leine fest, die Füße stecken in Stiefeln, die ähnlich wie auf einem Snowboard in einer festen Bindung am Board festgeschnallt sind. Glenn nutzt die Kielwelle des Boots als Rampe, dreht sich in der Luft, gleitet auf seinem Brett rasant übers Wasser, von rechts nach links, nimmt mal hier, mal da die Wellen. Bis das so lässig aussieht wie bei ihm, braucht es einiges an Übung – Spaß aber macht der Funsport schon beim ersten Mal. Viele der luxemburgischen Wassersport-Clubs entlang der Mosel helfen auch Nicht-Mitgliedern auf die Bretter.

Hier Action, dort Abenteuer, hier laut, dort leise. Ein Tag, zwei Wasser-Welten in Luxemburg.

Ausflugstipps rund um den Stausee

Einen wunderbaren Blick über den See und die Landschaft gibt es von der 70 Meter hohen Aussichtsplattform Belvedere, die nur einige Minuten zu Fuß vom Naturschutzzentrum Burfelt liegt.

Von Kaundorf aus startet ein 8,4 Kilometer langer Rundwanderweg über bewaldete Höhen, von wo aus man ebenfalls immer wieder schöne Ausblicke auf den See hat. Bei Kaundorf kann man zudem den Bunker „An der Runschelt“ aus dem Zweiten Weltkrieg besichtigen, in dem sich Widerstandskämpfer versteckten.

Einen ganzen Arm des Stausees in einem weiten Bogen umwandern kann man auf der Rundwanderroute Bavigne. Er macht einen Abstecher in das malerische Bëmicht-Tal, ehe er den See über eine Brücke überquert und zum Ausgangspunkt zurückführt. Zahlreiche Mountainbike-Strecken für Fortgeschrittene gibt es ebenfalls rund um den Stausee.

https://www.naturpark-sure.lu

Insgesamt befinden sich vier Kayak-Fahrer auf dem Wasser, aus der Perspektive des hinteren Kayak-Fahrers aufgenommen. Am Ufer befinden sich viele Bäume.
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