Eine große Kunstinstallation im Freien, auf der das Wort "Luxemburg" zu lesen ist, zeigt zwei Skateboarder, die im Hintergrund zu sehen sind und durch einen der Buchstaben hindurch aufgenommen wurden.

Skateboarding in Luxemburg

Fotonachweis: Thomas Linkel
Skateboarding is not a crime

In Luxemburg hat der Szene-Slogan eine besondere Gültigkeit. Schon im Kindesalter lernen Skater eine besondere Wertschätzung für Architektur und Ästhetik. Und auch die Stadt gewinnt — an Attraktivität für ein junges, urbanes und weltoffenes Publikum aus aller Welt.

Sieben Stufen hat die breite Treppe vor dem Westportal der Kathedrale „Unserer Lieben Frau“, auch Mariendom genannt, ein eindrucksvoller, gotischer Bau aus dem 17. Jahrhundert. Ornello nimmt mit kräftigen Schwüngen auf seinem Skateboard Anlauf, rollt auf die Treppe zu, springt oben ab, dreht das Board im Flug unter seinen Füßen und landet am Fuß der Treppe mit beiden Beinen auf dem Brett, bevor er in einem weiten Bogen ausrollt: Er grinst, Trick gestanden. Die Treppe und der gut zwei Tennisfelder große Platz vor der Kathedrale ist wie gemacht zum Skateboard-Fahren – und gilt als Ur-Spot der Luxemburger Skater.

Ein Skateboarder in gelbem Kapuzenpulli und blauer Jeans macht einen Trick auf einer Treppe vor einer Kathedrale in Luxemburg.
Fotonachweis: Thomas Linkel
Luxembourg Dreaming

Schon vor mehr als 30 Jahren wurde an der Kathedrale geskatet; Ornello, Tom, Gilles und Nico waren da noch nicht geboren, heute gehören sie als Endzwanziger fast schon zum alten Eisen der Luxemburger Skater-Szene. Dass Skater unbehelligt vor der Kathedrale fahren dürfen, war für Nico, der aus München stammt, erst einmal ziemlich ungewöhnlich.

In vielen Städten werden die Skater vertrieben, werden öffentliche Plätze so gebaut oder nachträglich präpariert, dass auf ihnen nicht geskatet werden kann. In Luxemburg ist das anders, die Szene genießt in der Stadt eine hohe Akzeptanz. Der Skatepark „Péitruss“ beweist das.

„Der Péitruss ist einer der größten und schönsten Skateparks Europas, mitten im Herzen der Stadt, wo auch jeder Tourist vorbeikommt“, erzählt Nico. Mit dem Skatepark wurde die Szene noch größer, multikultureller und diverser: „Viele Frauen sind dazugekommen, dazu viele Jüngere, aber auch ältere Skater, die nach Jahren ihr Board wieder ausgepackt haben, weil sie so einen tollen Park vor der Haustür haben.“ Skater finden überall außergewöhnlichen Spots. Da sind die steilen, kurvigen Straßen, die hinunter in den Grund führen; dort, in der von mittelalterlichen Häusern geprägten Altstadt, wimmelt es nur so vor Treppen, Mauern und Handläufen.

Ein Skateboarder macht einen Trick, indem er sich mit seinem Skateboard fast senkrecht auf den Boden stützt. Er befindet sich im Skatepark mit Bäumen und einem blauen Himmel im Hintergrund. Fotonachweis: Thomas Linkel
Steile Kurven, große Kontraste

Auf dem Kirchberg-Plateau, zwischen modernen Bauten aus Glas und Stahl, liegen große Plätze, die perfekt sind zum Skaten. „Kontraste wie in Luxemburg zwischen UNESCO-Welterbe- Altstadt und dem modernen Viertel Kirchberg findet man in sonst kaum einer Stadt. Das ist wie ein Wechsel zwischen zwei Welten. An anderen Stellen sind Alt und Neu direkt nebeneinander, das alte Postgebäude und die Galerie Lafayette etwa. Das ist natürlich auch für Skateboarder etwas Besonderes“, meint Nico.

Stadtplanung „for all“

Auch die Philharmonie steht auf dem Kirchberg. Vor der Glasfassade ragen hunderte schmale, hohe Säulen auf, zu den Seiten läuft das Gebäude wellenförmig aus – eine perfekte Rampe. Auf dem Platz dahinter wurden die Skater schon bei der Planung berücksichtigt – und sogar mit einbezogen: Die Stadtplaner fragten die Skateboarder, wie man die Sitzbänke so gestalten könnte, dass sie sich nicht so schnell abnutzen. Metallkanten waren die Lösung. Und so schlittern die Boards über die Kanten. Coole Skater vor Kultur-Kulisse. Die Stadt: Ein perfekter Spielplatz.

Skater-Hotspots
‡ Philharmonie: Luxemburgs berühmtester Skatespot, der schon in vielen internationalen Skatemedien aufgetaucht ist. Ein offener Raum, auf und in dem jeder willkommen ist; das gilt auch für andere urbane Sportarten, zum Beispiel BMX (1, Place de l‘Europe).
‡ Kathedrale: Geschichtsträchtigster Skatespot. Vor dem sakralen Bauwerk wird schon seit den 1980er-Jahren geskatet. Spektakulär sind die Sprünge über viele Treppenstufen (Rue Notre Dame).
‡ „Alima“: Das Schulgelände ist ein weiterer Klassiker unter den Skatespots in Luxemburg. Guter Boden, gute Ledges und Blöcke und außerhalb der Schulöffnungszeiten jederzeit „skatebar“ (Lycée Aline Mayrisch, 30, Boulevard Pierre Dupong).
‡ Skatepark Péitruss: Einer der größten und schönsten Skateparks Europas, gleichzeitig in der Stadt und im Grünen. Hier treffen sich „alte Hasen“ und Nachwuchsskater gleichermaßen (2, Rue Saint-Quirin).

Ein Skateboarder mit gelbem Kapuzenpulli skatet am Rand einer Bank vor einem großen Gebäude entlang. Seine Hände sind in der Luft. Fotonachweis: Thomas Linkel

Jenseits der Hauptstadt
‡ Skateplaza Belval: Auch der Süden wird von Skatern gerockt. Der Skateplaza Belval ist modern und weitläufig und mitten im Grünen im „Land der roten Erde“. Rockhal, Geschäfte und Cafés des hippen neuen Viertels Esch-Belval sind nur einen Sprung mit dem Board weit entfernt. (100, Avenue du Blues, Belval).
‡ Skatepark Düdelingen: Der Skatepark „Schmelz“ in Düdelingen und die „Dirtline“ ziehen ganz besonders während der Sommermonate viele Besucher an. Die Anlage ist außerdem Austragungsort der jährlichen „Parc and Ride-Competition“, besser bekannt unter dem Namen „Dudelange on Wheels“ (Route de Thionville, Düdelingen).
‡ Skatepark Kaul: Hoch im Norden und gleich beim Campingplatz Kaul liegt ein besonders schöner und moderner Skatepark inmitten des Activity-Parc Kaul. Auch hier gibt es regelmäßig Veranstaltungen und Schulungen (60, Campingstrooss, Wiltz).

Ein Mann und eine Frau beugen sich über ihre Skateboards und diskutieren über ein Thema.
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