Herve

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Guter Käse aus Respekt

Mit dem E-Bike durch das Herver Land: Zwischen den grünen Hügeln und Weiden im Grenzgebiet zu Deutschland und den Niederlanden können Besucher Käsereien, Sirup-Hersteller, Destillerien und weitere Manufakturen besuchen. Ein Picknick am Abend rundet einen Urlaubstag ab.

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Am Ende gehe es doch immer um Respekt, meint Madeleine, Respekt sei das Wichtigste. Respekt vor dem Wetter, Respekt vor der Natur, Respekt vor Mensch und Tier. „Wenn wir keinen Respekt hätten, gäbe es unser Unternehmen wahrscheinlich längst nicht mehr.“ Madeleine Hanssen stellt Käse her, sie ist Geschäftsführerin der Fromagerie du Vieux Moulin, einem Familienunternehmen im Herver Land. Seit drei Generationen wird hier der berühmte Fromage de Herve produziert. „Unser Käse ist echt und authentisch. Und immer ein bisschen anders. Wenn es viel regnet, haben wir hier eisenhaltiges Wasser, die Kühe trinken das, und unser Käse bekommt später eine leicht rötliche Farbe. Wenn man industriell produziert, spielt so etwas keine Rolle. Unserem Käse aber sieht man die Heimat an, die Wiesen und Hügel hier im Herver Land.“ Madeleine überlegt einen Moment. „Und schmecken tut man das sowieso.“

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Ein sonniger Morgen im Herver Land also, einem Patchwork aus Wiesen und Weiden und Obstplantagen, direkt an der Grenze zu den Niederlanden und Deutschland. Natürlich kann man die Region mit dem Auto erkunden,  bloß fährt man dann wahrscheinlich an den schönsten Ecken vorbei oder kommt erst gar nicht hin. Viel besser lässt sich das Herver Land mit dem E-Bike erkunden. Manche Besucher wissen das und bringen die eigenen Räder mit; alle anderen können sich E-Bikes im Verkehrsamt von Herve ausleihen. Dort gibt es auch Karten mit den Radwegen in der Region. Und ein Verzeichnis der Betriebe und Manufakturen, bei denen man auf seiner Tour durchs Herver Land Station machen kann. Am besten nimmt man gleich noch einen Fahrradkorb mit. In den kommt im Laufe des Tages all das, was man für ein Picknick später am Tag benötigt.

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Weichkäse von Vieux Moulin zum Beispiel. Einen Herve doux, einen Herve piquant, vielleicht noch ein Stück Herve blanc, alle in der typischen und bekannten Würfelform. Vom Hof der Fromagerie braucht es auf dem E-Bike anschließend keine halbe Minute, um mitten in der Natur zu sein. Das Herver Land gehört zu jenen Landstrichen Walloniens, die Besucher ruhig werden lassen. Das mag an den satten Grüntönen liegen, vielleicht stimmt es ja tatsächlich, dass bestimmte Farben den Menschen zufrieden werden lassen. Wahrscheinlich hat es aber auch mit der sanft gewellten Hügellandschaft hier zu tun, die komplett ohne Ecken und Kanten auszukommen scheint und in der das eine fließend in das andere übergeht. Mit den Hecken, die sich über das Grün ziehen. Und bestimmt auch mit den Kühen, von denen man annehmen darf, dass sie da auf ihren Wiesen und Weiden ein glückliches Leben führen. Wie aus einem Guss: So sieht das Herver Land oft aus.

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Und selbst wenn man keine Ahnung von Landwirtschaft und Obstanbau hat, sieht man dieser Landschaft ihre Kraft und Fruchtbarkeit an: Die Apfelbäume hängen im Sommer derart voll, dass man sich eigentlich Sorgen um ihre Statik machen müsste. Und natürlich erwartet man im Atelier Constant Berger in Battice reiche Ernte. Adeline und Léandre produzieren aus den Äpfeln und Birnen der Region Säfte, Apfelwein und Brände. „Trink weniger, dafür aber besser!“ ist das Motto des Unternehmens, das großen Wert auf lokale Strukturen und Nachhaltigkeit legt. Auf die Familientradition übrigens auch, schon Adelines Ur-Ur-Großmutter hat Cidre hergestellt. Bevor jemand nachrechnet: das war 1890.

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Und bevor man am Probiertresen stehen bleibt: aufs E-Bike! Und hinaus in die grünen Wiesen und Weiden. Man kann bei seiner Tour im Herver Land fast ausschließlich auf Fahrradwegen unterwegs sein, alles ist wunderbar ausgeschildert, verfahren wird man sich nie. Und obwohl das Herver Land an die 450 Quadratkilometer groß ist, sind die Wege von Betrieb zu Betrieb niemals lang. Weshalb man dann auch sehr schnell in Aubel ist und dort in der Siroperie artisanale d’Aubel von Joseph, Claudy und Antoine Nyssen. Großvater, Vater und Sohn stellen Lütticher Sirup aus Äpfeln und Birnen her, den in Wallonien wahrscheinlich jeder kennt, weil er ihn sich wahrscheinlich schon als Kind aufs Brot geschmiert hat. Und von dem sich die meisten Besucher gleich einen ganzen Vorrat mitnehmen, nachdem sie ihn probiert haben.

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Käse, Cidre und Sirup, dazu frisches Brot von einem Bäcker in Herve oder Battice: Jetzt fehlt nur noch ein geeigneter Platz für das Picknick. Einer der schönsten Plätze dafür ist das Kreuz von Channeux auf einem Hügel hoch über den Dingen. Von hier oben hat man den Eindruck, das Herver Land reiche auf allen Seiten bis zum Horizont. Von hier kann man beobachten, wie später am Tag die Schatten länger werden, die Konturen der Hügel weicher und das Licht wärmer. Wenn dann die Sonne untergeht, isst man das letzte Stück Käse und das letzte mit Sirup bestrichene Stück Brot, und dann trinkt man den letzten Schluck und läuft über die Wiese hinunter zu den Rädern, und dann fährt man zurück.. 

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