Spa

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Mit spitzen Strichen im Café de l‘Europe

Einst kurte hier der europäische Adel, jetzt will Spa die ruhmreiche Vergangenheit wiederbeleben. Seit 2021 gehört die Stadt in den Ardennen zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Manchmal geht er morgens durch den Wald hinunter in die Stadt, das macht den Kopf frei und ist gut für die Inspiration. Viel Gepäck hat Gaetan Plain nicht dabei, einen Block Malpapier, seine Stifte, lässt sich alles gut im Rucksack verstauen. Die Wege durch den Wald von Spa sind alt, und wenn er Richtung Stadt läuft, denkt Gaetan Plain immer wieder auch an die, die vor ihm hier unterwegs waren. Zu einer Kur gehörten ja auch früher schon viel frische Luft und Bewegung im Freien: Gut möglich, dass er da gerade auf den Spuren jener Gäste wandelt, die sich im 17. und 18. Jahrhundert in der Stadt erholten und hier spazierten.

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Gaetan Plain ist Künstler. Und Stadtführer. Und so was wie das wandelnde Gedächtnis von Spa. Wenn er Besuchergruppen durch Spa führt, trägt er oft historische Kostüme. Stellt man ihm Fragen zu den Bobelins, den berühmten und betuchten Kurgästen von Spa, setzt man sich am besten auf eine Parkbank. Wenn Gaetan einmal loslegt, ist er nur schwer wieder zu bremsen. 

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Spa wie Spa übrigens – die kleine Stadt in den Ardennen hat dem Wellness-Bereich jedes Hotels auf der Welt seinen Namen gegeben. Wahrscheinlich haben schon die Römer die Quellen gekannt und genutzt, deren heilendes Wasser an etlichen Stellen aus dem Boden sprudelt. Die älteste ist die Sauvenière et de Groesbeek im Hof eines Gasthauses außerhalb der Stadt. Der Legende nach hat der Heilige Remaclus die Quelle entdeckt und gleich mal einen Sandalenabdruck im Gestein hinterlassen, damit andere sie auch finden und von ihr profitieren können – bis heute trinken Paare mit unerfülltem Kinderwunsch von ihrem Wasser. Die Quelle Pierre-le-Grand ist tatsächlich nach Peter dem Großen benannt, der russische Zar schaute 1717 in Spa vorbei. Berühmt ist auch die Prince-de-Condé-Quelle: Die Halle mit den Quellbrunnen wurde mit einer gläsernen Pyramide überbaut. 

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Ein paar Schritte weiter: Eine Tafel mit prominenten Namen in einem kleinen Park. „Die waren damals tatsächlich alle hier“, sagt Gaetan, schaut, lest mal, von oben nach unten, „Spa war damals ein einziger, großer VIP-Treff!“ Die Königin von Belgien steht auf der Tafel, dazu der europäische Hochadel, Eisenhower, Einstein. Schon im 18. Jahrhundert wurde Spa systematisch zu einer Kurstadt ausgebaut. „Es hat sich damals schnell herum gesprochen, wie gesund das Heilwasser war. Und ebenso schnell, wer sonst noch hier kurte.“ Das kleine Spa wurde zum Treffpunkt  gekrönter Häupter und einflussreicher Persönlichkeiten, und natürlich wurde nicht nur gekurt, sondern auch besprochen und beraten und antichambriert, wie man damals sagte. Irgendwann war Spa auch als Café de l’Europe bekannt.

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Die Bobelins sind Geschichte, die prächtige Kulisse aber ist noch da. In den vergangenen Jahren wurde mit viel Aufwand und Detailliebe restauriert; momentan wird das klassizistische Thermengebäude aus den 1860er-Jahren saniert. Dass Spa seit 2021 zusammen mit einer Reihe anderer Kurstädte zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist natürlich ein weiterer Ansporn, das architektonische Erbe auch in Zukunft zu bewahren.

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Schon heute gibt es etliche Ecken in der Innenstadt, wo Spa so herrschaftlich und pompös aussieht wie zu seinen Glanzzeiten. Rund um die Place Royale zum Beispiel, im Garten vor dem Casino oder in den Straßen am Kurpark mit seinen historischen Denkmälern. Der Parc de Sept heures heißt übrigens so, weil sich hier in der Mitte des 18. Jahrhunderts die Sommer-Kurgäste um 19 Uhr zum Plausch trafen.

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Vor diesen Hintergründen skizziert Gaetan Plain dann mit schwarzem Filzstift seine Figuren. Zwei, drei Minuten und ein paar Striche – mehr braucht es nicht, um das Spa der Goldenen Ära heraufzubeschwören. Später, wenn die betuchten Bobelins mit ihren Kutschen und Koffern dann farbig ausgemalt sind, kann man sich beim Anblick der Bilder tatsächlich ganz gut vorstellen, wie mondän das Kur-Leben hier damals war. Und wenn man lange genau hinsieht, hat man manchmal den Eindruck, als bewegten sich die Bobelins. Als sei das alte Spa noch immer lebendig.

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler

Fotonachweis: © FTPL Gregor Lengler
01:26