Landschaftsbild der Weserthalsperre in leuchtenden Farben

Triathlon rund um Eupen

Fotonachweis: Jochen Tack
Sport & Spaß im Einklang mit der Natur

Die zauberhafte Natur Ostbelgiens mit dem Naturschutzgebiet Hohes Venn, ein engagierter Verein und eine Sportveranstaltung für jedes Alter, bei der es neben Leistung um ganz viel Spaß geht – Bericht über einen Trainingstag des Triathlon Team Eupen und über nachhaltige Pläne für die Zukunft.

In ihrem rot-schwarzen Wettkampfdress geben sie ein stimmiges Bild ab. Oliver, Alice, Nancy, Peter und Michael setzen nun ihre Badehaube auf und ziehen die Schwimmbrille zurecht, durch die teils verspiegelten Gläser ist von den Augenpartien kaum noch etwas zu sehen. Ein Moment der Konzentration, einmal tief Luft holen, schon gleiten sie ins funkelnde, blitzblaue Wasser und beginnen zu kraulen. Vollführen als Wende geschmeidig eine perfekte Rolle unter Wasser, so geht es Bahn für Bahn. Das Schwimmtraining im 50-Meter-Außenbecken des Lago Wetzlarbad in Eupen nimmt seinen Lauf.

„Am Anfang war das Schwimmen für mich der Horror, eher ein Überlebenskampf im Nassen“, sagt Olivier Henz, Präsident vom Triathlon Team Eupen. „Jetzt sehe ich es als eine Art Yoga im Wasser an. Gleichmäßig durch das Becken zu gleiten, so finde ich das Schwimmen wirklich angenehm. Um das zu können, braucht es aber viel Techniktraining.“ Und Training ist das Thema beim heutigen Treffen der Fünf vom Triathlon Team Eupen, Ausrichter des 2021 wieder Anfang August stattfindenden Ostbelgien Triathlon, der seit 35 Jahren zu den großen Sportveranstaltungen der Region zählt.

Oliver Henz
Präsident des Triathlon Team Eupen
„Die Landschaft ist einfach beruhigend, bedeutet Abschalten vom Alltagsstress. Man ist nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt und mitten im Naturschutzgebiet.“
Portraitfoto von Oliver Henz auf seinem Rennrad. Er schaut frontal in die Kamera und lächelt. Er trägt seinen schwarz-roten Triathlonanzug und einen schwarzen Helm.
Fotonachweis: Jochen Tack
Wenige Kilometer von der Stadt entfernt beginnt das Naturschutzgebiet

Für den Triathlon-Sport ist die abwechslungsreiche Natur der Region nahezu ideal. Vom rund 20.000 Einwohner großen Eupen, etwa 50 Kilometer östlich von Lüttich und 20 Kilometer südlich von Aachen gelegen und Verwaltungssitz der Euregio Maas-Rhein, ist es nur ein Katzensprung ins Hohe Venn. „Die Landschaft ist einfach beruhigend, bedeutet Abschalten vom Alltagsstress. Man ist nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt und mitten im Naturschutzgebiet“, sagt Oliver Henz, der vom Laufen, Mountainbiken und Skifahren zum Triathlon kam – „die unterschiedlichen Disziplinen dabei haben mich gereizt, und es geht nicht um Höchstleistung, sondern um Ausdauer. Triathlon ist für alle Altersgruppen gemacht. Und wir genießen es, in der Gruppe zu trainieren, uns untereinander Tipps zu geben.“

Zum Beispiel beim anschließenden Schwimmtraining in der Wesertalsperre Eupen, authentischer Wettkampfort vom Ostbelgien Triathlon, wo das Trainieren allerdings nur in Ausnahmen wie heute erlaubt ist. Im Gras des Uferbereichs ziehen die Fünf ihren wärmenden Neopren-Anzug an. Dann geht es über steinigen Grund runter zum Wasser, gleichmäßig schwimmen die Triathleten 200 bis 300 Meter hinaus. Still liegt der restliche Teil des 1,5 Kilometer langen Stausees da, von dichtem Nadelwald eingerahmt.

Es folgen erste Laufeinheiten über die Staumauer, dann durch offenen Wald und über einen Rundweg um den See, der vielerorts Blicke über das Wasser freigibt und wenig Steigungen aufweist. Später ist dann das Radfahren dran, Königsdisziplin von Oliver Henz, der schon erfolgreich am Ironman World Championship auf Hawaii teilgenommen hat. Stetig radeln die Fünf durch den Wald nach oben, vorbei an kleinen Gewässern wie dem Getzbach, bis das Plateau des Hohen Venn (eine teils unter Naturschutz stehende Hochfläche zwischen Deutschland und Belgien) erreicht ist. Außer dem Sausen des Windes und dem Schnurren der Räder ist hier oben nichts zu hören. Das weite Land leuchtet in allerlei Farbtönen, umrahmt von Nadelwald und Hochmooren. „Im Sommer, wenn es trocken ist, sieht das Venn aus wie eine Savanne, man meint fast, man sei in Afrika. Im Frühjahr ist es sehr grün“, schwärmt Oliver Henz.

Das Bild zeigt die Triathleten beim Schwimmtraining in der Weserthalsperre. Fotonachweis: Jochen Tack
Die Mitteldistanz beim Triathlon gilt als Natur-pur-Klassiker

Unsere Athleten trainieren auch hier auf der Original-Wettkampfstrecke. Beim Ostbelgien Triathlon werden dabei verschiedene Distanzen ausgeschrieben. Die beliebte Mitteldistanz etwa gilt als der Natur-pur-Klassiker: 1900 Meter schwimmen in der Wesertalsperre, dann auf dem Rad 90 Kilometer im Naturpark Hohes Venn inklusive rasanter Abfahrt mit bis zu Tempo 80 auf der Nationalstraße Richtung Eupen, schließlich 21 Kilometer Laufen vorbei am Ufer der Talsperre bis zum Forsthaus und zurück. Aber auch andere Wettkampfformate werden beim Ostbelgien Triathlon angeboten, etwa die Sprintdistanz (500 m Schwimmen, 24,5 km Rad, 5 km Laufen) für Einsteiger, wo eine Age-Graded-Wertung außergewöhnliche Leistungen unter Berücksichtigung des Alters eines jeden Teilnehmers honoriert.

Das Triathlon Team Eupen hat etwa 100 Mitglieder, gut die Hälfte davon kommt regelmäßig zum Training. „Wir haben dafür einen festen Plan“, so Oliver, „nämlich dreimal pro Woche Schwimmen, zweimal Rad- und einmal Lauf- und Techniktraining. Man muss seinen Tages- und Wochenablauf schon darauf ausrichten, jeden Tag etwas tun. Ich mache das in bestimmten Rhythmen: eine Woche zum Einsteigen, eine Woche zum Steigern, eine Woche mit hoher Intensität und eine Woche zur Regeneration.“ Dann kann das große Event Anfang August kommen.

Fünf Triathleten, darunter zwei junge Mädchen und drei ältere Herren, Laufen im Wald nebeneinander auf einem asphaltierten Weg. Fotonachweis: Jochen Tack

Die Premiere der zunächst „Eupen-Triathlon“ genannten Veranstaltung vom Ostbelgien Triathlon fand im Jahr 1984 statt, damals gingen gerade einmal 117 Sportler im Eupener Wetzlarbad an den Start. 35 Jahre später fanden mehr als 1000 Teilnehmer aus vielen Ländern Europas den Weg in Ostbelgiens Hauptstadt. „Die Leute, die zu uns kommen, suchen die Natur“, so Oliver. „Wir haben ja eine abwechslungsreiche Strecke in einer hügeligen Landschaft, bieten einen eher schwierigen Triathlon, bei dem man nicht unbedingt gute Zeiten erreichen kann wie auf flachen Strecken à la Flandern. Dafür hat man viel Spaß – bei uns geht es mehr ums Vergnügen als um Leistung.“

Landschaftsaufnahme des hohen Venn. Auf einem asphaltierten Weg sind die fünf Triathleten auf ihren Rennrädern beim Training zu sehen.
Fotonachweis: Jochen Tack
Langfristig soll das Event zu 100 Prozent CO2-neutral werden

Und um Themen wie Natur und Nachhaltigkeit. „Wir haben uns den Umweltaspekt auf die Fahne geschrieben, denn als Triathleten bewegen wir uns immer in der Landschaft“, sagt Oliver Henz. Man will langfristig eine zu möglichst 100 Prozent CO2-neutrale Veranstaltung organisieren. Das beginnt beim Angebot von Alternativen zum Individualverkehr für die An- und Abreise über eine Kompensierung unvermeidbarer Emissionen durch ein Klimaschutzprojekt und den verantwortungsvollen Umgang mit Müll bis hin zu voll kompostierbaren anstelle von synthetischen T-Shirts für Athleten und Helfer. Damit wäre der Ostbelgien-Triathlon weltweit Vorreiter.

Helfer übrigens werden jede Menge gebraucht, Jahr für Jahr sind mehrere hundert von ihnen im Einsatz. Es gibt viel Unterstützung aus der Region, Mitglieder von vielen regionalen Vereinen helfen ebenfalls ehrenamtlich bei der Ausrichtung. Auf dass Eupens Ostbelgien Triathlon weitere 35 Jahre stattfinden kann – oder auch gerne noch länger.

Mehr Infos unter https://www.ostbelgientriathlon.be

Drei Schwimmer im Becken beim Kraulen. Sie schwimmen nebeneinander her.
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