Zwei der Saarroamers fotografieren von einem Aussichtspunkt oberhalb der Saarschleife, wo das Wasser der Saar eine 180-Grad-Wendung macht.

Die Saarroamers

Fotonachweis: Udo Bernhart
Auf Heimatmission – mit den Saarroamers quer durchs Saarland

Seit 2016 ziehen die Saarroamers, ein saarländisches Fotografenkollektiv, durch ihre Heimat und fotografieren sie von ihrer schönsten Seite. Am liebsten abseits der Touristenpfade und bei dramatischem Wetter.

Wenn draußen dunkle Wolken über den Himmel jagen und man den Wald vor lauter Nebel nicht mehr sieht, ist genau das richtige Wetter für eine Fototour – finden zumindest Jannis und Fabian. Die beiden sind Gründungsmitglieder der Saarroamers, einem saarländischen Fotografenkollektiv, das seit 2016 ihre Heimat von ihrer schönsten Seite einfängt. Und die, denken die Saarroamers, gibt es überall im Saarland, solange man nur genau hinschaut.

„Unsere Idee war, das Saarland unabhängig von den großen Attraktionen zu zeigen,“ erzählt Jannis. Deswegen sind in ihren Kalendern, die sie alle zwei Jahre herausgeben, nur selten Postkartenmotive im Sonnenschein abgedruckt. Zu sehen sind verträumte, zum Teil mystische Waldlandschaften, Sonnenaufgänge über nebelverhangenen Feldern, einsame Hütten im Wald und Schneelandschaften. Bilder, die sowohl Lust auf einen heißen Tee und eine dicke Decke machen, als auch motivieren, sich selbst eine Kamera zu schnappen und das Umland zu erkunden.

Zwei Mitglieder des Fotokollektivs Saarroamers sind auf einem Holzsteg abgebildet, der als Aussichtspunkt über der Saar dient. Fotonachweis: Udo Bernhart

Also Wanderschuhe an, die Kamera-Rucksäcke aufgesetzt und raus in den Wind!

Jannis Pfister
Gründungsmitglied
„Unsere Idee war, das Saarland unabhängig von den großen Attraktionen zu zeigen“
Ein Porträt von Jannis, einem der Saarroamers, der ein lila Hemd trägt und direkt in die Kamera lächelt. Hinter ihm ist unscharf eine Naturlandschaft zu sehen.
Fotonachweis: Udo Bernhart
Erster Stopp - die Saarschleife

Zugegeben, ein Geheimtipp ist der Blick von der Cloef, dem Aussichtspunkt über die Saar, nicht. Die Saarschleife ist die meistfotografierte Natur-Sehenswürdigkeit des Saarlands. Das ist jedoch kein Grund für die Roamers, die Schleife auszulassen. Sie spazieren entspannt durch das kurze Waldstück zur Aussichtsplattform. Doch statt den Blick, wie die meisten Besucher, von der Steinterrasse direkt an der Cloef einzufangen, hüpfen sie durch einen Durchbruch in der Mauer auf einen staubigen Pfad, der sich am Abhang hinab windet.

Die Saarschleife ist von oben auf der Cloef zu sehen. Die Saar macht eine komplette 180-Grad-Kurve, umgeben von bewaldeten Flächen.
Fotonachweis: Udo Bernhart

Von dem hat man einen mindestens genauso tollen Blick auf die Saar, die in ihrer Schlucht ruhig vor sich hin fließt. Etwa vier Meter unter der Aussichtsterrasse, kurz bevor der Weg im Wald verschwindet, bilden einige Felsbrocken einen kleinen Vorsprung. Die beiden besprechen sich kurz, dann nimmt Fabian seinen Rucksack ab und setzt sich, mit Blick auf die Saar, auf den Felsbrocken. Wenn man zu zweit unterwegs ist, hat man immer ein Fotomodel dabei.

Hoch über den beiden steht der Aussichtsturm des Baumwipfelpfads. „Also, ich hätte ja schon Lust auf die Drohnenperspektive,“ sagt Fabian. Keine zehn Minuten später betreten die Jungs den 1,2 Kilometer langen Holzweg. Höhenangst haben die beiden zum Glück nicht.

In kürzester Zeit hat der Pfad die 23-Meter-Marke erreicht und somit auch die Baumwipfel, die vom Wind ordentlich durchgepustet werden. Die Aussichtsplattform des Turms setzt nochmal 19 Meter obendrauf und liegt insgesamt 180 Meter über dem Fluss. Bei klarer Sicht sieht man von hier aus bis in die Vogesen. Heute sieht man den umliegenden Naturpark Saar-Hunsrück.

Reihen von gestapelten hölzernen Besucherplattformen sind aus dieser Vogelperspektive oberhalb der Saarschleife zu sehen. Fotonachweis: Udo Bernhart
Zweiter Stopp – das Litermont-Massiv

Der Litermont ist mit dem dichten Wald aus alten knorrigen Bäumen und den Ansammlungen von Steinbrocken ganz nach dem Geschmack der Saarroamers. Feine Moosteppiche überziehen die großen Steine. Sie liegen übereinander geschichtet, bilden dunkle Spalten und sogar ein kleines Tor. Perfekt für Detailaufnahmen und Unschärfen, findet Fabian und macht einige Fotos.

Zahlreiche Sagen spinnen sich um das Litermont-Massiv, das sich bei Nalbach in den Himmel streckt. Der Berg war einst Wallfahrtsort und angeblicher Standort einer Burg, in der Margarete von Litermont und ihr Sohn Maldix gelebt haben sollen. Historische Urkunden gibt es von dem Adelsgeschlecht nicht. Nur Gedichte und das Kreuz mit dem Namen der Adeligen, das am Aussichtspunkt steht, erinnern an vermeintlich Vergangenes.

Die Ruinen eines alten Gebäudes sind mit Moos bedeckt und in einem Wald kaum zu erkennen. Fotonachweis: Udo Bernhart

Jannis und Fabian lehnen zufrieden am Eisengeländer des Aussichtspunkts. Von hier oben hat man einen schönen Blick über das Primstal und kann sogar schon das Saarpolygon sehen, das auf einem ungewöhnlichen Hügel steht.

Das Saarpolygon ist aus der Vogelperspektive sichtbar. Im Hintergrund sind dramatische Landschaften und Wolkenformationen zu sehen.
Fotonachweis: Udo Bernhart
Dritter Stopp – das Saarpolygon

Irgendwie unecht wirkt der Berg, der sich in Ensdorf aus dem Boden schält. Zu glatt sind die Hänge, zu gerade die Wanderwege, die auf das Plateau führen. Das liegt daran, dass es sich bei dem Berg um eine ehemalige Bergehalde handelt: Den Ort, an dem das zu Tage geförderte Gestein eines Bergwerks aufgeschüttet wurde. Rund 90 große Bergehalden gibt es im Saarland. Die meisten wurden begrünt und verschwinden zum Teil, als natürliche Berge und Hügel getarnt, im Landschaftsbild.

Den Blick vom Saarpolygon muss man sich verdienen. Es steht auf dem Plateau der 150 Meter hohen Bergehalde Duhamel. Das klingt nach wenig, fühlt sich in den Beinen aber nach ganz schön viel an. Je weiter die beiden Jungs den Berg erklimmen, desto langsamer werden sie. Die Menschen, die in einiger Entfernung vor Jannis und Fabian den steilen Weg hinauf kraxeln, wirken so klein wie ein Fingerhut.

Das Polygon, altgriechisch für Vieleck, wurde 2016 erbaut und ist ein Denkmal für den Bergbau im Saarrevier. Die abstrakte, 35 Meter hohe Stahlkonstruktion soll ein Symbol des Wandels sein. Wie das gemeint ist, sieht man bei einer Umrundung des Bauwerks. Die Form verändert sich je nach Blickwinkel. Mal sieht es aus wie ein rechteckiges Tor, mal wie ein Dreieck, mal wie ein X mit Dach – am liebsten würde man eine Runde nach der anderen um das Polygon drehen.

Fabian und Jannis entscheiden sich heute für das „X mit Dach“ und knien sich in eine lichte Blumenwiese. „Vordergrund macht Bild gesund, sagt man doch,“ sagt Jannis, stellt die Kamera vor einer Blume mit weißen Blüten auf und fokussiert, an ihr vorbei, das Saarpolygon an. Jetzt noch einen kurzen Abstecher auf die Aussichtsplattform, und dann sind alle Akkus leer.

Weiße Blüten bilden den Vordergrund, während das Saarpolygon im fernen Hintergrund zu sehen ist. Der Himmel ist bewölkt. Fotonachweis: Udo Bernhart
Zwei Mitglieder des Saarroamers Collective fotografieren die Aussicht von der Spitze des Saarpolygon-Hügels. Hinter ihnen ist das Saarpolygon gegen einen abendblauen Himmel mit Wolken zu sehen.
Fotonachweis: Udo Bernhart

Der Aufstieg über die 132 Treppenstufen wird belohnt. Als die beiden oben ankommen, bricht die Sonne durch die dunklen Wolken und taucht die Saar, die auch hier entlang fließt, in ein goldenes Licht. Wenn das kein Bild für den nächsten Kalender ist.

Info: Den Erlös des Kalenderverkaufs spenden die Saarroamers an regionale, wohltätige Zwecke. Wer ein Stück Saarland zu Hause haben und gleichzeitig etwas Gutes tun möchte, findet die Kalender unter https://www.saarroamers.de.

Zwei Mitglieder des Fotokollektivs Saarroamers sind auf einem Holzsteg abgebildet, der als Aussichtspunkt über der Saar dient.
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