Mountainbiken in der Großregion
Fotonachweis: Anna Monterroso CarneiroMountainbiken wie die Profis - auf zwei Rädern durchs Dreiländereck
Grenzenlose Trails, scharfe Kurven, spannende Sprünge und ein ganz besonderer Bikepark: Die Gemeinde Perl im Dreiländereck Saarland, Luxemburg, Frankreich, entwickelt sich zu einem echten Mountainbike-Hotspot.
„Also los!“ Genevieve schlägt Tobias herausfordernd auf den Arm: „Wer zuerst unten ist!“. Mit breitem Grinsen tritt sie in die Pedale und fährt als Erste auf den Single-Trail, der sich in engen Serpentinen am Berg hinunter windet. Tobias schnauft und folgt ihr dicht auf den Fersen. Patrick setzt für dieses „Rennen“ aus. Er hat sein Bike an einen Baum gelehnt und sich auf eine Holzbank gelegt. Trotz des Windes, der gerade die hohen Gräser ordentlich zerzaust, ist es herrlich hier oben auf dem Panoramaweg. Er lässt seinen Blick über die Weinberge auf der luxemburgischen Moselseite und die bewaldeten Hügel schweifen, in denen irgendwo mittendrin Frankreich anfängt. Er wohnt schon so lange hier, trotzdem kann er sich an seiner Heimat nicht sattsehen.
„Perl ist die einzige Weinbau-Gemeinde im Saarland“, erzählt Patrick, der seine Heimat nicht nur durch das Mountainbiken, sondern auch durch seine Arbeit im Tourismus so gut kennt. Das Städtchen habe mediterranen Flair, findet er, und auch die Menschen seien entspannt.
Perl ist eine Gemeinde im Dreiländereck Saarland, Luxemburg und Frankreich. Direkt auf der gegenüberliegenden Moselseite liegt Schengen, der Ort an dem 1985 das Schengener Abkommen unterzeichnet wurde. Ob es Zufall ist, dass gerade hier in Perl ein Gefühl von Grenzenlosigkeit herrscht? Die Menschen arbeiten in Luxemburg oder Frankreich, vor den Perler Supermärkten parken Autos mit französischen und luxemburgischen Kennzeichen. Mit dem Mountainbike ist Patrick am liebsten auf der saarländischen Seite der Mosel unterwegs. „Hier gibt es schöne Trails, in allen Schwierigkeitsstufen und Längen“, schwärmt er.
Ein leises Sirren begleitet die drei Biker durch den stillen Wald. In manchen Kurven werden sie so schnell, dass sich die umliegenden Pflänzchen im Fahrtwind biegen.
Der Gladiator-Trail hat sich seinen Namen redlich verdient: Er hat viele Kurven und Senken, die bis zu fünf Meter tief sind, und Drops – wie die Sprünge mit dem Mountainbike genannt werden – von 60-70 Zentimetern, eine Zahl, die einem erst dann hoch vorkommt, wenn man selbst mit dem Fahrrad darüber fliegt. Die drei Mountainbiker sind gerne hier in Perl-Borg unterwegs. Patrick und Genevieve fahren seit vielen Jahren Mountainbike und auch Tobias springt furchtlos über jede Schanze, die es wagt, sich ihm in den Weg zu legen.
„Der Mountainbike-Sport wird in unserer Region immer beliebter“, erzählt Patrick, „deswegen legen wir viel Wert drauf, den Sportlern viele Herausforderungen zu bieten. Neue Wege anzulegen, alte zu reaktivieren und sie gut instand zu halten.“
2020 neu dazugekommen, und darauf ist Patrick besonders stolz, ist der kleine Bikepark. Das ist eine Trainingsanlage aus drei Modulen, auf denen Gleichgewicht, Fahrtechnik und Geschicklichkeit geübt werden können. „Die Pumptrack-Anlage, die man lediglich durch Gewichtsverlagerung durchfährt, ist die einzige im ganzen Saarland,“ sagt Patrick. Vor allem die Nachwuchs-Biker sind fast jeden Tag hier und üben ihr Geschick.
Sogar die Großeltern biken
Hochkonzentriert schaut er den Abhang vor sich hinunter. Mit seinen Händen drückt er fest auf die beiden Bremshebel. Er justiert sein rechtes Bein auf der Pedale. Auf seinem Oberschenkel erinnert ein riesiger blauer Fleck an seine letzte Abfahrt. „Langsam kommen lassen und dann nach hinten lehnen“, sagt Patrick und nickt Elias zuversichtlich zu. Elias Mama Monja steht neben Patrick und sieht ihrem Sohn stolz zu.
Also los: Elias fährt langsam an, rollt über die Kante, verlagert sein Körpergewicht, während er den Abhang hinabsaust über den Sattel, richtet sich wieder auf und tritt drei-, vier Mal schnell in die Pedale, damit er auf der anderen Seite des Berges wieder hinaufkommt. Kurz vor der oberen Bergkante wird er jedoch zu langsam, nimmt die Kurve nicht richtig und kippt mitsamt dem Fahrrad auf die rechte Seite. „Ein Glück, ist er noch in einem Alter, in dem man einfach wieder aufsteht,“ raunt Monja Patrick zu. Der Achtjährige steht auf, zwinkert den beiden schelmisch zu, klopft sich die Erde von den Beinen und schwingt sich wieder auf das Fahrrad.
„Mountainbiken ist ein echter Familiensport,“ erzählt Patrick. „In meinem Bekanntenkreis fahren häufig sogar noch die Omas und Opas und das nicht nur auf den überwiegend flachen Familientrails.“
Dabei kann man in dem Waldstück richtig gut die Geschicklichkeit üben, findet er. Manchmal fährt er mit den Schülern der Mountainbike School Saar-Obermosel hier her. Übt mit ihnen kleine Sprünge, dirigiert sie durch Senken und lässt sie über die gut gepflegten Mountainbike-Trails brettern. Am Wochenende sind Patrick und die anderen Lehrer mit bis zu 60 Kindern unterwegs. Das schlaucht ziemlich, macht aber einen riesen Spaß. Vor allem, wenn dabei so tolle Talente wie Elias zum Vorschein kommen. Vielleicht nehmen sie den Youngster das nächste mal ja auch mit auf den Panoramaweg.
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