Nahaufnahme von einem Bund Gänseblümchen in einem Korb.

Kräuterwanderung in Kelmis

Fotonachweis: Oliver Raatz
Wilde Sachen

Die Kräuter-Expertin Karin Laschet bietet zu Hause in Kelmis und im Naturzentrum Haus Ternell am Rand des Hohen Venn Wildkräuterkurse an. Erst wird gemeinsam gesammelt, geschnuppert und probiert, dann verarbeiten die Gäste die Kräuter zu feinen Speisen.

Sie wachsen auf der Wiese. Stehen am Wegrand. Siedeln sich einfach so im Garten an. Man kennt sie, würde aber nicht unbedingt darauf kommen, dass sie essbar sind, gesund und zum Großteil auch ziemlich lecker – denn in der kultivierten Kräuterspirale kommen diese Pflanzen eher nicht vor: rote Kleeblüten zum Beispiel, zarte Gierschblätter oder Dost, wilder Majoran. Karin Laschet streift mit ihren Gästen beim Wildkräuterkurs übers eigene weitläufige Naturgrundstück im ostbelgischen Kelmis oder rund ums Naturzentrum Haus Ternell unweit von Eupen, lässt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer viele zarte Pflänzchen anfassen, pflücken und kosten. Sie erklärt, wie man die Kräuter sicher bestimmt, welche Wirkung sie haben und wozu sie besonders gut schmecken.

Karin Laschet
„Ich liebe es, mit Menschen draußen in der Natur unterwegs zu sein und Heilpflanzen zu sammeln.“
Die Leiterin der geführten Wanderung zeigt ihren Gästen verschiedene Kräuter, die in der Natur wachsen.
Fotonachweis: Oliver Raatz
Kräuter liefern viele Vitamine

„Ich liebe es, mit Menschen draußen in der Natur unterwegs zu sein und Heilpflanzen zu sammeln“, sagt die Expertin für Wildkräuter und Vollwert-Ernährung. Laschet ist Belgierin und gehört damit zur deutschsprachigen Minderheit ganz im Osten des Landes. Unterwegs lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur, dass Gierschblätter petersilienähnlich schmecken, sondern auch, dass ihr Vitamin-C-Gehalt sehr hoch ist.

Sie schnuppern an Holunderdolden, pflücken rote Lichtnelke und kauen auf Kleeblättern herum, die laut Karin Laschet reich an Vitamin A sind. Und welchen Geschmack haben die? „Hmm, also neu, anders, nach Kleeblüten vermutlich“, bemerkt eine der Teilnehmerinnen lachend. Laschet beugt sich schon wieder und freut sich: Sie hat an diesem Morgen zum ersten Mal seit längerem eine Blutwurz entdeckt und zeigt den Gästen die zarten gelben Blüten.

Ein Mädchen und ein Junge stehen an einem Holunderbusch und schnuppern daran. Die Kräuter-Expertin Karin Laschet erklärt währenddessen die Bedeutung der Kräuter. Fotonachweis: Oliver Raatz
Das eigene Essen sammeln

„Ich hatte schon als Kind ein kleines Kräuterbuch“, erzählt die Expertin. „Und ich habe schon damals Kamillenblüten und Gänseblümchen gesammelt und in kleine Teebeutel gefüllt.“ Näher beschäftigt hat sich Karin Laschet mit Kräutern dann wieder im Rahmen ihrer Ausbildung zur Fachberaterin Vollwerternährung. „Da kommt man um Kräuter als Zutaten einfach nicht herum. Mir gefällt das ohnehin gut, wenn wir unser Essen wieder teilweise selbst in der Natur sammeln, wenn wir selbst bestimmen, wo wir was pflücken“, meint Laschet, die neben Kräuterkursen auch Workshops mit gemeinsamem Kochen und Herstellen von Naturkosmetik anbietet.

„Wenn wir wissen, was wir essen, was in unseren Kosmetikprodukten ist, dann gewinnen wir doch auch wieder etwas mehr Macht, führen ein selbstbestimmteres Leben.“ Ihr Tipp für die Nahrungszubereitung mit Kräutern: Es müssen gar nicht immer viele Kräuter verwendet werden – etwas klein gehackter Giersch auf einer Pizza oder eine Handvoll Kleeblüten als Deko auf einem Quark tun es oft schon.

Nahaufnahme der Hand von Kräuter-Expertin Karin Laschet. Daruaf liegen rote Lichtnelken. Fotonachweis: Oliver Raatz
Mit Kräutern verfeinern

„Wildkräuter haben übrigens besonders viele sekundäre Pflanzenstoffe wie etwa Flavonoide und Gerbstoffe, die uns stärken können. Die Pflanzen brauchen sie, um gut in der wilden Natur wachsen zu können“, erklärt Karin Laschet, als die Gäste am späten Vormittag in der Küche stehen und die gesammelten Naturschätze weiterverarbeiten: Majoran und gezupfte Kleeblüten kommen gemeinsam mit etwas Feta in den Kräuterquark, die Holunderblüten in Honigwasser taugen mit Zitronensaft für die Limonade und der gehackte Giersch schmeckt samt Bärlauchfrüchten sehr gut in einer Kräuterbutter, die Karin Laschet am Ende in ein großes Mangoldblatt rollt.

Frontaufnahme des Eingangs zur Küche von Karin Laschet. Auf der Glastür steht groß "Naturgenuss".

Fotonachweis: Oliver Raatz
Verschiedene Seifen, Öle, Essenzen und Marmeladen, die von Karin Laschet selbstständig produziert wurden. Sie werden in Gläsern aufbewahrt.

Fotonachweis: Oliver Raatz
Die auf der Kräuterwanderung gesammelten Kräuter werden nun in der Küche weiterverarbeitet.

Fotonachweis: Oliver Raatz
Karin Laschet und eine junge Frau zusammn in der Küche beim Weiterverarbeiten der Kräuter. Beide sind am Lächeln.

Fotonachweis: Oliver Raatz
Ein Tisch mit einem bunten Blumenstrauß, einem Korb voll Brot, Eine lomonade zubiitet aus Holunder, ein Naturquark verfeinert mit den Kräutern, mehrere Gläser und eine Schale mit frischem Gemüse.

Fotonachweis: Oliver Raatz

Als endlich alle am Tisch sitzen und essen, gibt Karin Laschet noch ein paar Tipps, die ihr wichtig sind im Umgang mit Kräutern: Respekt vor der Natur haben, nicht mehr pflücken, als man braucht und auch frisch verwenden kann. Die Pflanze nicht schädigen oder gar herausreißen, damit sie weiter wachsen kann. „Und am besten breitet ihr die gesammelten Kräuter zu Hause erst einmal aus, dann haben kleine Krabbeltiere die Chance, in die Freiheit zu entkommen“, sagt sie und schneidet noch ein bisschen vom selbst gebackenen Vollkornbrot auf.

Mehr Infos unter: https://www.naturgenuss.net

 

Die auf der Kräuterwanderung gesammelten Kräuter werden nun in der Küche weiterverarbeitet.
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